Die FIFA hat bereits vor Jahren abgestimmt. Katar ist der Gastgeber. Die Fußball-Weltmeisterschaft hat begonnen. Alles unter verkehrten Vorzeichen. War man in der Vergangenheit euphorisch und freute sich auf Sportereignisse, ist man bei dieser WM unsicher: Denn mindestens 3.000 tote Wanderarbeiter (wahrscheinlich darüberhinaus eine hohe Dunkelziffer), massive Menschenrechtsverletzungen und homophobe und frauenfeindliche Haltungen sprechen eigentlich deutlich dafür, dass der Fernseher dieses Mal schwarz bleibt.
Aber was machen wir mit den vielen Kindern und Jugendlichen, die diesen Sport lieben. Die Woche für Woche hart dafür trainieren, um am Wochenende auf Punktejagd zu gehen. Die nach dem Corona-Lockdown vielleicht einfach mal wieder mit ihren Freunden Spaß und Freude am gemeinsamen Public Viewing haben wollen?
Wer entscheidet für sie? Sind wir diejenigen, die das Recht dazu haben, einem Kind zu sagen, dass es seinen Vorbildern nicht zuschauen darf, wie sie um die Trophäe sportlich kämpfen?
Die OT des Johannes-Busch-Hauses hat hierzu eine klare Haltung: Nicht wir Mitarbeitenden entscheiden, sondern unsere Besuchenden! Gleichsam sehen wir uns aber in der Verantwortung, der Partizipation einen Rahmen zu geben, der die Kinder und Jugendlichen nicht überfordert, sondern vielmehr aufklärt.
So sind wir einen besonderen Weg gegangen: Die Kids entscheiden selbst, was sie wollen. Unter dem Motto „Wir schauen nicht nur auf dem Platz, sondern auch daneben“ können sie niederschwellig über Katar und die WM mit uns ins Gespräch kommen, sich informieren und sich am Ende an einer Abstimmung beteiligen, ob die Spiele gezeigt werden oder nicht.
Nun wurde ausgewertet; Das Ergebnis ist zwar knapp, aber dann doch eindeutig: Ja, wir zeigen die WM in der OT Johannes-Busch-Haus. Wir bleiben weiter mit den Besuchenden im Gespräch, vermitteln hierbei aber keinesfalls ein schlechtes Gewissen. Wir nehmen die Lebenswelt und die damit verbundenen Bedarfe und Bedürfnisse unserer Besuchenden ernst.
So laden wir euch ein: Schaut die Spiele gemeinsam mit uns; fiebert mit und freut euch - und kommt währenddessen oder danach gerne mit uns auch über die Schattenseiten dieser Weltmeisterschaft ins Gespräch!
Annika Kalkhoff, Gerrit Diekmann